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Lernbarrieren – wenn nichts mehr geht

Lernen bedeutet Prozess – Prozesse bringen Barrieren bzw. Herausforderungen mit sich.

Um diese Herausforderungen zu überwinden ist es wichtig, dass wir sie zuerst als einen Teil des Lernprozesses annehmen. Schaffen wir es, diese Herausforderungen zu meistern entsteht das positive Gefühl des Erfolgs.

Manchmal gibt es jedoch Barrieren, welche so tief in uns verankert sind, dass wir an den Herausforderungen verzweifeln und zu scheitern scheinen. Wenn wir es nicht schaffen diese Strukturen aufzubrechen geraten wir in einen Teufelskreis der Lernbarrieren. Im schlimmsten Fall kann das zu Störungen und Demotivation der ganzen Teilnehmergruppe führen. Um nicht in einen sogenannten Teufelskreis abzurutschen, müssen wir uns den „Teufelskreis der Lernbarrieren“ absolut bewusst machen. Erst wenn wir als Trainer*innen diese Muster verstehen und erkennen, können wir den Teilnehmenden helfen und Ihnen den Weg zu erfolgreichem Lernen weisen.

Schauen wir uns den „Teufelskreis der Lernbarrieren“ einmal genau an:

  1. „Scheitern“: Eine nicht gelungene Präsentation bei einem Kunden, ein Training mit einem mittelmäßigen Feedback oder einfach ein nicht bestandener Test – Der Erste Punkt in unserem Teufelskreis ist das Gefühl etwas nicht geschafft, bzw. das Ziel nicht erreicht zu haben. Dieses „Scheitern“ wird dabei sehr subjektiv erlebt. Wir haben dabei individuell den Eindruck, dass wir versagt haben. „Ich bin gescheitert!“ – und der Teufelskreis beginnt.
  1. Verletzung: Auf unser selbsterlebtes „Scheitern“ folgt eine sehr unangenehme Emotion – eine Form der Verletzung. Wir fühlen uns unsicher und beginnen an unseren eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Gleichzeitig springt unser Hypothalamus an und unser Instinkt will uns vor diesen Verletzungen schützen.
  1. Angst: So funktioniert das menschliche Gehirn eben. Wir machen eine schlechte Erfahrung, erleben eine Art „Verletzung“ und unser Unterbewusstsein speichert diese Emotion sofort ab – wir entwickeln eine Angst vor einem wiederholten „Scheitern“. In vielen Situation ist dieses Verhalten äußerst hilfreich, wie zum Beispiel das Anfassen einer unter Strom stehenden Litze. Im beruflichen Kontext ist dieses instinktive Verhalten aber hinderlich.
  1. Mangelndes Selbstbewusstsein: Wenn wir also unser Vertrauen in unsere eigenen Kompetenzen verlieren, sinkt unser Selbstwertgefühl. Das wiederum beeinträchtigt uns in vielerlei Hinsicht und aus Motivation wird Demotivation.
  1. Schonhaltung: Fühlen wir uns in unserem Selbstwertgefühl angegriffen, möchten wir uns einfach zurückziehen. Daher ist der nächste Punkt in unserem Lern-Teufelskreis oftmals die Schonhaltung. Um unsere Persönlichkeit davon abzugrenzen, rechtfertigen wir dieses Verhalten gerne mit Aussagen wie: „Ich habe andere Fähigkeiten – soll diese Aufgabe doch ein anderer erledigen.“ oder „Das brauche ich sowieso nicht.“ Damit geben wir die Verantwortung von uns ab.
  1. Verweigerung: Wenn wir dieses Muster nicht erkennen und aufbrechen, laufen wir Gefahr, ein permanentes Vermeidungsverhalten zu entwickeln. Wir umgehen Situationen unseres Mangels bewusst und setzen uns nicht damit auseinander. Was hier passiert hat eine große negative Auswirkung auf unsere Arbeit und unser Arbeitsklima, denn jetzt werden Gefühle zu Verweigerungen. Hatten wir beispielsweise im Teammeeting eine besonders schlechte Erfahrung, legen wir uns „wichtige“ Kundentelefonate oder sonstige „wichtige“ Arbeiten in den Zeitraum der zukünftigen Meetings.
  1. Defizite: Aus psychologischer Sicht sind wir Menschen so gestrickt, dass wir unsere Defizite verbergen und diese dadurch vermeiden wollen. Hier entsteht das eigentliche Problem: Durch die eigene Enttäuschung und die darauffolgende Verweigerung entstehen große Schwachstellen. Aus diesem Grund wehren sich beispielsweise einige Menschen gegen alles, was mit Zahlen zu tun hat. Einige Menschen haben schon in ihrer frühen Kindheit schlechte Erfahrungen mit Zahlen gemacht (zum Beispiel schlechte Noten im Unterrichtsfach Mathematik). Das Selbstwertgefühl in diesem Bereich ist für viele besonders niedrig und deshalb lehnen sie das Thema gänzlich ab. In der Praxis passiert es dann, dass diese Menschen wichtige Fähigkeiten nicht erwerben oder alles, was Zahlen im Beruf betrifft ablehnen.

 

Und was jetzt?

Da diese Lernbarriere angeboren ist, können wir den Lernenden aus diesem Teufelskreis heraushelfen. Wichtig dabei ist, dass wir diese Barrieren nicht als „Faul“ oder „Lernunfähig“ abstempeln, denn es handelt sich hier um Verunsicherung und schlichtweg „schlechte Erfahrungen“.

Was können wir als Trainer*innen machen, um Lernenden zu helfen, die in einem solchen Teufelskreis festsitzen? Was wir zuerst brauchen, sind kleine Erfolge und positive Erfahrungen. Nur damit können wir langsam unsere Wahrnehmung ändern und das Selbstbewusstsein wieder aufbauen.

Die drei wichtigsten Strategien für den Umgang mit Lernenden, die sich in einem Teufelskreis von Lernbarrieren befinden:

  1. Lernprozesse bewusst machen: Diese Prozesse laufen für die Betroffenen so unbewusst ab, dass ihnen ihr Vermeidungsverhalten gar nicht bewusst ist. Hier kann es helfen, mit den betroffenen Lernenden über den Teufelskreis, im Rahmen der Veranstaltung, zu sprechen. Oftmals wissen sie gar nicht, wie sie überhaupt in den Teufelskreis gelangt sind. Erst wenn wir es schaffen den Lernenden den Prozess bewusst zu machen, können sie neue Strukturen zulassen.
  1. Eine offene Fehlerkultur: Für eine Gruppe mit vielen gefestigten Lernbarrieren ist es wichtig, dass die Fehlerkultur besonders tolerant ist. Wir müssen es schaffen, von Anfang an das Gefühl von Verständnis und Vertrauen zu vermitteln. Das erreichen wir, indem wir den Lernenden vermitteln, dass Fehler erlaubt und durchaus erwünscht sind – denn diese gehören eben zum normalen Lernprozess dazu. „Aus Fehlern lernt man.“ Individualität sollte zugelassen und gefördert werden. Jeder Mensch hat seine eigene Herangehensweise. Solange das Ergebnis stimmt, sollten wir der individuellen Kreativität der Lernenden freien Lauf lassen. Die Lernenden können somit ihren Impulsen folgen und ihre eigenen Stärken kennenlernen. Ebenso ist es ist wichtig, besonders viel Wert auf wertschätzendes Feedback zu legen – nicht nur von uns als Trainer sondern auch in der Gruppe untereinander. Eine wertschätzende und entspannte Gruppendynamik trägt sehr viel zur Lernförderung bei.
  1. Kleine und große Lernerfolge schaffen: Erleben wir Erfolge, steigert das unser zuvor angegriffene Selbstwertgefühl. Deshalb sollten wir für unsere Teilnehmenden Aufgaben und Konzepte finden, in denen viel Raum für regelmäßige Lernerfolge geboten wird. Einzelne Einheiten sollten nicht zu lange sein und der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben sollte langsam, aber stetig gesteigert werden. Auch didaktische Methoden wie „Microlearning“ können für viele Lernerfolge sorgen. Je deutlicher die einzelnen Inhalte aufgeschlüsselt werden, desto verständlicher werden sie. Durch solche kleinen, positiven Erfahrungen lernen die Lernenden, dass das ursprünglich gemiedene Thema doch nicht so bedrohlich ist. Das Selbstbewusstsein wird durch die neu erworbene Kompetenz wieder gestärkt und unser Gehirn verknüpft die Aufgabe mit Erfolg.

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